Für alles um die Welt.

Per One-Way-Ticket um die Welt

Schon einmal ist sie für ein Jahr auf Weltreise gegangen, hatte ihren gutbezahlten Job als Chefredakteurin gekündigt und war losgefahren. Wieder zurück kann sie zwar ihre Tätigkeit rasch wieder aufnehmen, doch will sich keine Zufriedenheit einstellen. Sie bleibt unruhig, weiß nicht, was sie (an-)treibt. Bis es ihr dämmert: Sie will wieder los, andere Länder erleben, ohne Sicherung, ohne Netz.

Waltraud Hable beschließt, „per One-Way-Ticket in ein neues Leben“ zu starten. Ihr Umfeld hält sie für verrückt. Einfach ein „gutes Leben“ aufgeben? Nur wenige Menschen, allen voran ihre Mutter, verstehen, was sie bewegt.

Zunächst schaut sie sich nach Arbeitsmöglichkeiten in anderen Ländern um, fragt bei Hilfsprojekten an, aktiviert Bekanntschaften aus der zurückliegenden Reise. Doch die meisten Mails bleiben unbeantwortet oder vage. Schließlich wartet sie nicht länger, kündigt ihre Wohnung, verkauft die Möbel, stellt einiges bei Freunden und Verwandten unter und zieht los.

Ihr Weg führt sie in einem wilden Vor- und Zurück über die Welt. Sie besucht ein Meditationsseminar in Bangkok, geht nach Vietnam. Danach Hawaii, wo sie in einem Hippie-Meditationscenter arbeitet. Über Maui geht es in ein Sterbehaus nach Kalkutta, in dem sie mitarbeitet. Weitere Stationen schließen sich an: Istanbul und Rio. In Südafrika beginnt sie eine Ranger-Ausbildung, um schließlich wieder nach Rio zu gehen, wo sie während der Pandemie auch bleibt.

Wer nun einen herkömmlichen Reisebericht erwartet, liegt falsch. Hable teilt mit dem Leser etwas viel Persönlicheres, etwas Tagebuchartiges: ihre Erlebnisse mit den Menschen, ihre Eindrücke, auch ihre Liebschaften. Vor allem aber berichtet sie von einem: ihrem inneren Kampf, zu lernen, das Richtige im Augenblick zu entscheiden.

Man könnte jetzt versucht sein, eine weitere Klischee-Schublade aufzumachen. Als mir eine gute Freundin das Buch lieh, dachte ich zunächst: ein typisches Frauenbuch, verhalten gespickt mit etwas Esoterik. Doch Hable gelingt die Gradwanderung, ihre Erlebnisse mit so viel Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie zu schildern, dass man rasch in den Erzählstrom hineingezogen wird. Es ist kein Wunder, dass das Buch auf der Spiegelbestseller-Liste landete.

Ich habe dieses biografische Buch zur Hand genommen und kaum noch weglegen können. Eine klare LeseReisen-Empfehlung. Es ist das zweite Buch dieser Autorin. Ihr erstes, „Mein Date mit der Welt“, das ihre einjährige Weltreise beschreibt, habe ich gleich danach verschlungen.

„Für alles um die Welt – per One-Way-Ticket in ein neues Leben“ von Waldtraut Hable ist bei Dumont erschienen. Es enthält 300 Seiten für den Preis von 16,95 €.

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