Bangkok I.

Nach 11 Stunden Flug bin ich in Bangkok angekommen. Das Visum on Arrival ist schneller erteilt als gedacht und nun darf ich für 30 Tage in Thailand bleiben. Nicht lange und mein Rucksack erscheint auf dem Gepäckband. Bald darauf stehe in der Ausgangshalle. Ein Flughafen wie jeder andere auch. Das Gefühl von großer weiter Welt will sich noch nicht einstellen.

Neue Simkarte fürs Handy und Busverbindung in die Innenstadt suchen. Schließlich lande ich in einem kleinen Container, in dem die Fahrkarten verkauft werden und man mich bittet, Platz zu nehmen. Der Bus soll gleich kommen. Nach Fahrplan alle 30 min. Am besten man gewöhnt sich gleich daran, dass die Pläne bei starkem Verkehr nichts zählen. Ich warte über eine Stunde und die Fahrt in die Innenstadt dauert 1,5 Stunden statt 45 min.

Auf Google kann man sich nicht verlassen. Es zeigt einem zwar die Buslinien samt Haltestellen, doch stimmt das mit der Realität nicht überein. Wir halten ganz woanders, so dass aus einem kurzen Fußweg zum Hostel 20 min werden.

Mit einem Rucksack hinten und einem vorn (zusammen gut 25 kg) kämpfe ich mich bei 30 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit durch ein Touristenviertel. Vorbei an Restaurants und Massageläden, die mich als Kunden gewinnen wollen. Genauso wie die Tuktukfahrer, die ihre Dienste anpreisen. Die Versuchung ist groß, doch ich stapfe weiter. Schließlich finde ich das Hostel.

Eigentlich hatte ich mir Thailand mit beständig gutem Wetter vorgestellt. Doch es ist bewölkt und es ballt sich bedrohlich zusammen. Gegen 18 Uhr geht schlagartig ein Wolkenbruch nieder, der seinesgleichen sucht.

Eigentlich habe ich Hunger, denn seit dem „Frühstück“ im Flugzeug habe ich nichts mehr gegessen. Doch als der Regen endlich nachlässt, haben alle Restaurants in der Nähe geschlossen. Also: Kein Essen, wollte ja sowieso schlanker werden. Stattdessen experimentiere ich mit der Kamera. Unser heutige Star des Fotoshootings: der Motorroller des Nachtwächters.

Am nächsten Morgen geht es mit der Metro und durch unglaublich dichten Verkehr zum Lumphini-Park.

Gleich am Eingang warnen Schilder vor den Echsen. Nicht lange und mir stehen die ca 75 cm Tiere Modell. Nur nicht zu nah heran, die Dinger beißen.

Zu Fuß und mit hängendem Magen geht es weiter zum „Soi 10 Food Centres“. Mit Google Maps finde ich die Location sofort. Überrascht bin ich doch, als ich das eigentliche „Restaurant“ nicht finden kann. Man sollte besser mal die Beschreibung im Reiseführer genau lesen, denn es handelt sich hier um eine große Halle, in der sich Stand an Stand reiht. Die Angestellten der umliegenden Bürohäuser essen hier. Also mit Händen auf etwas zeigen und endlich gibt es nach über 24 Stunden auch etwas für mich.

Gut gestärkt ist der Tempel Wat Pho das nächste Ziel. Er hält eine ganze Reihe von Superlativen bereit: der größte liegenden Buddha der Stadt (stolze 21 Meter), Thailands größte Sammlung von Buddha-Abbildungen und zugleich das Zentrum der öffentlichen Lehre des Landes.

Es ist Nachmittag und entsprechend voll, als ich den Tempel betrete. Ein Mönch erklärt etwas einer Schulklasse. Neben einigen betenden Buddhisten findet unter den Touristen derweil ein heißer Kampf um die besten Fotospots statt.

Wer noch nicht in Asien war: Man stellt sich allein und in Gruppe vor das abzubildende Objekt, macht Selfies oder lässt sich in verschiedensten Posen fotografieren. Dauert pro Gruppe mindest 3 min.

Meine längst verstorbene Tante, eine großartige Fotografin, nannte das die „… und ich-Fotos“. Tantchen, wenn Du wüsstest! Wahrscheinlich lässt man heute die Höflichkeit ganz beiseite und stellt das „ich“ nach vorne. Einen größeren Kontrast zu den Lehren Buddhas, der die Welt als Maya (die Welt des schönen Scheins) betrachtete und als Gegenmittel die innere Erhebung predigte, ist nur schwer vorstellbar. Und natürlich mache ich auch Fotos – ohne mich. Ob das viel besser ist? Weiß nicht. Später gehe ich über das Tempelgelände, suche mir einen anderen Buddha und schaffe es, mich ein wenig in mich zu versenken.

Noch rechtzeitig vor dem nächsten obligatorischen Regenguss komme ich in die Unterkunft zurück. 12 km bin ich heut gelaufen, falle aufs Bett und schlafe erst einmal eine Stunde wie tot. Danach lasse ich den ersten Bangkok-Tag in einem angesagten Restaurant ausklingen.

2 Antworten zu „Bangkok I.”.

  1. Lieber Thomas, herzlichen Dank für den wunderbaren Reisebericht, ich freue mich schon sehr auf weitere!
    Weiterhin eine inspirierende Reise wünscht Dir
    Wolfgang

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  2. Avatar von Gabriele Ehlert

    Aus diesen feinen Berichten könnte ein Buchveerden 👍

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