Goodbye Bangkok.

Mein vorerst letzter Tag in Bangkok. Der große Palast Wat Phra Keaw und der Tempel des Smaragdbuddhas stehen auf dem Programm. Beide befinden sich auf demselben Gelände. Das ist nur zwei Kilometer von meiner Unterkunft entfernt, also laufe ich.

Im Führer stand, man solle früh dort sein und ich bemerke bald, das 11:30 Uhr eindeutig nicht früh ist. Ein unglaubliches Gedränge! Überall werden Fotos im asiatischer Manier geschossen, so dass es schwierig ist, ohne jemanden zu stören, voranzukommen.

Der Königspalast wurde – wie schon hier beschrieben – auf dem früheren Gelände von Chinatown erbaut. Er wurde 1782 errichtet und beherbergt nicht nur den königlichen Palast Ramas I., sondern auch die Thronhallen, den Tempel des Smaragdbuddhas sowie zahlreiche Regierungsgebäude.

Das gesamte Areal umfasste circa 91 Hektar, die von einer hohen Mauer umgeben waren. Heute kann man noch einen Großteil der Gebäude besichtigen, die großzügigen Gärten jedoch existieren nicht mehr.

Im Tempel des Smaragdbuddhas

Mein erster Weg führt mich in den Tempel des Smaragdbuddhas. Diese Statue ist den Thais besonders heilig, so heilig, dass man darin keine Fotos schießen darf. Da es sich um den ehemaligen königlichen Palast handelt (Thailand ist ein Königreich!), ist überall Militär präsent, das strikt auf die Einhaltung der Regeln achtet.

Eigentlich ist der Buddha nicht aus Smaragd gefertigt. Wie schon bei dem Buddha von Wat Trainit war er vor einem Angriff mittels Gipsummantelung geschützt worden. Auch hier ging das Wissen verloren. Als man ihn transportierte, brach ein Teil des Gipses ab. Der Mönch, der den Stein sah, meinte, es handele sich um Smaragd. Eigentlich ist er aus Jade gefertigt.

Als ich mich hinsetze und ihn eine Weile betrachte, fällt mir auf, dass die Buddhafiguren unterschiedlich dargestellt werden. Ich beschließe, dies später zu recherchieren.

Buddhastatuen gibt es in 4 verschiedenen Positionen: stehend, gehend, sitzend und liegend. Bei den ersten drei finden sich verschiedene Handhaltungen (Mudras). Die drei Mudras, die ich bisher gesehen habe, will ich näher beschreiben.

Die Haltungen des Buddha

Der Meditierende Buddha (Dyhana Mudra):

Beide Hände sind im Schoß aufeinandergelegt, so dass die Linke unter der Rechten zu liegen kommt (Handflächen nach oben). Diese Handhaltung zeigt den in langer und tiefer Meditation verharrenden Buddha und ist eine Aufforderung, es ihm gleichzutun.

Der die Erde berührende Buddha:

Diese Haltung erinnert an Siddharta (Buddhas Name vor der Erleuchtung) in dem Moment, in dem er, kurz vor der Erleuchtung stehend, von den gesamten dämonischen Heerscharen (den Verführern zum Irdischen) angegriffen wurde, um die Erleuchtung im letzten Moment noch zu verhindern. Da rief er die Erdgöttin an, Zeugin seines Kampfes zu werden, indem er mit der Spitze eines Fingers seiner rechten Hand die Erde berührte.

Die Göttin erschien, wrang ihr nasses Haar aus, was zu einer Art Sintflut führte, die die Dämonenheere hinwegriss. Als diese letzte Versuchung bestanden war, wurde Siddharta erleuchtet und somit zum Buddha (= große Seele). Damit brach er als erster Mensch das Rad der Wiedergeburt.

Abhaya Buddha:

Die linke Hand liegt im Schoß, die rechte ist erhoben und die Handfläche zeigt aufrecht zum Betrachter. Dieses Mudra war zeigt den Buddha kurz nach seiner Erleuchtung und ist eine Ermutigung zur Furchtlosigkeit.

Der liegende Buddha:

Diese Haltung zeigt den Übergang des Buddha ins Nirwana. Es ist ein Ziel jedes Buddhisten, das Rad der Wiedergeburt zu durchbrechen und ins Nirwana = das Nicht-Webende (kein-weiteres-Schicksal-Erzeugende) einzugehen. Da Buddha den Weg dazu aufgezeigt hat, steht diese Haltung für die Summe aller Lehren, die er zum Erreichen dieses Ziels gegeben hat.

Der Smaragdbuddha ist ein Vertreter des Dyhana-Mudra. Seine prächtige Gewandung wird in einer äußerst heiligen Zeremonie dreimal im Jahr, entsprechend der„Jahreszeit“ gewechselt, wobei der König, der gleichzeitig der höchste buddhistische Würdenträger Thailands ist, die Gläubigen mit heiligem Wasser besprenkelt.

Weiter führt mich der Weg auf die Obere Terrasse, danach zum Königspalast:

Noch ein Stopp im Museum. Nach drei Stunden in brütender Hitze gehe ich zurück ins Hostel.

Dort angekommen und wieder erfrischt, buche ich einen Platz im „Sky on 20“, einer Dachterrassenbar, um bei einem Sundowner die Zeit in Bangkok zu beschließen. Damit folge ich der alten englischen Tropenregel „Never before sundown“, niemals vor Sonnenuntergang etwas Alkoholisches zu mir zu nehmen.

Nach einer Fahrt mit dem Metro und einem kürzeren Fußmarsch treffe ich um 18:00 Uhr dort ein. Ich fahre in das oberste Stockwerk des Hotels und bekomme einen Sitzplatz mit toller Aussicht. Doch von einer untergehenden Sonne ist nichts zu sehen. Stattdessen ballen sich Gewitterfolgen rasch aufeinander, was nichts Gutes verheißt. Ich bestelle eine Pina Colada (es ist Happy Hour) und einen Salat.

Kleiner Rundumblick

Während ich sitze, braut sich das Gewitter weiter zusammen. Beim ersten Donnergrollen verlassen die anderen Gäste fluchtartig die Terrasse. Ich beschließe zu bleiben. „Schließlich ist die Terrasse überdacht“, denke ich mir. Wind kommt auf und es kracht immer bedrohlicher, worauf bald das Unwetter zuschlägt.

Mehrfach wird mir vom Personal nahegelegt, in die Bar in ein Stockwerk tiefer zu wechseln, was ich stoisch ablehne. Doch als der Cocktail getrunken, der Salat gegessen ist, und der Wind die Regentropfen fast horizontal hereinpeitscht, gestehe auch ich mir ein, dass es Zeit ist zu weichen.

Ich wechsele in die andere Bar, bestelle einen Pint des thailändischen Bieres „Chang“ und warte das Unwetter ab. Anderthalb Stunden später ist das Gewitter vorbei und ich mache mich auf den Heimweg.

Da ich nur sehr selten Alkohol trinke, merke ich bald, dass die Wirkung entsprechend ist. Trotzdem schaffe ich es noch, auf dem Rückweg, ein Zeitraffervideo des Verkehrs in Bangkok zu machen (5 Minuten im Original) und komme zurück ins Hostel.

Verkehr in Bangkok bei Nacht: Zeitraffer

Morgen geht es nach Phuket. Ich habe in meinem Zustand absolut keine Lust mehr zu packen, und beschließe, dass ich das auch morgen früh tun kann. Schließlich geht der Flieger ja erst um 14:55 Uhr. Ohne meinen Wecker zu stellen, schlafe ich ein.

Ein Fehler, wie sich noch herausstellen wird.

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