Inshore Skipper.

Wir wechseln auf die „Magic“, einer Farr11, 11 m lang und 2,8 breit, gute 2 Tonnen schwer. Dan macht uns mit dem neuen Boot vertraut. Von nun an müssen wir vor jeder Abfahrt eine Checkliste abarbeiten:

Unter Deck: Elektrik einschalten, Spannung messen, Motor überprüfen, Filter und Bilge samt Pumpe checken, Seeventile öffnen, Kartenplotter starten.

An Deck: Geräte starten, Anker prüfen und vorbereiten, Leinen und Segel klarmachen.

Ab jetzt erhalten wir abwechselnd für je einen Tag das Kommando über diesen Part.

Wir starten den Diesel, werfen die Leinen los und motoren in die Bucht hinaus. Nachdem wir in den Wind drehen, ziehen wir jedoch nicht, wie gewohnt, die Segel auf.

Dan übt mit uns Ankern. Das 18 kg schwere Teil ist mit einer gewichtigen Metallkette versehen, an der wiederum eine Leine befestigt ist. Wir lassen den Anker vorsichtig über eine Rolle zu Wasser und motoren langsam rückwärts. Währenddessen führen wir immer mehr Kette und später Leine nach. Plötzlich geht ein Ruck durch das Boot. Der Anker ist gesetzt.

Etwas außer Atem freuen wir uns gerade noch über das gelungene Manöver, als Dan uns schon zuruft, dass wir den Anker wieder aufnehmen müssen. Das ist deutlich mühsamer. Zu zweit ächzen wir Kette und schließlich den Anker nach oben, während das Boot langsam auf den Ausbringplatz zusteuert.

Nun endlich Segel setzen. Der Wind ist schwach. Als Dreiercrew – Karin ist mittlerweile dazugestoßen – üben wir Wende, Halse und verschiedene Kurse zum Wind zu halten. Dazu kommt der Umgang mit Echolot, Windmesser und Kartenplotter.

Die Manöver fahren wir, ob des schwachen Winds, in Zeitlupe. Das verschafft uns Gelegenheit, Abläufe gut miteinander abzustimmen und als Team zusammenzuwachsen. Nach einigen Tagen wechseln wir auf auf die „Shanghai Baby“.

Sie ist eine Corsair 760, ein faltbarer Trimaran mit knapp 8 Metern Länge und fast gleicher Breite, bringt nur 950 kg auf die Waage und ist mit Schwert versehen. Ein schnelles und dabei durch die drei Rümpfe extrem stabiles Boot.

So vergehen die nächsten Kurstage. Sobald der eh schon dauermüde Wind einschläft, verbringen wir die Zeit im Schulungsraum. Nach 10 Tagen haben wir die Theorie abgeschlossen.

Am nächsten Morgen, es ist der 11. September, steht nach der obligatorischen Knotenrunde die Abschlussprüfung an. Neun Seiten voller Aufgaben erwarten uns. Alles kommt dran: Seezeichen, Navigation klassisch mit Karte wie mit Hilfe von Elektronik, Vorrangregeln, Bordgeräte, Rettungssysteme, Signale, Motor- und Pyrotechnik.

Nach zwei Stunden, pünktlich zur Mittagspause, geben wir ab. Nachmittags segeln wir wieder bei wenig Wind.

Am folgenden Tag teilt uns Dan die Ergebnisse mit: Alle haben bestanden. Mittags bekommen wir die Zertifikate überreicht. Wir dürfen uns jetzt „Inshore Skipper“ nennen und damit in einem Bereich bis zu 20 Meilen von der Küste entfernt segeln. Zusammen mit dem Funkschein können wir eine Yacht chartern und führen.

Noch einmal gehen wir unsere Prüfungsbögen durch, bei denen wir nur kleine Fehler gemacht haben. Das geht fix, denn wir haben 98 – 99 % richtig. Nachmittags geht es wieder hinaus.

Wir freuen uns alle wie verrückt auf den kommenden Tag: Sonne und Wind sind vorhergesagt. Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig. Wir wollen einen Ganztagestripp mit der „Shanghai Baby“ unternehmen.

Am nächsten Morgen: Poseidon, Aiolos und Helios haben anscheinend beschlossen, uns zu belohnen und schenken uns frischen Wind, Wellen mit bis zu 2 ½ Metern und dazu strahlenden Sonnenschein. Wir können unser Glück kaum fassen

Rasch wird der Trimaran mit Essen, eisgekühlten Getränken, Schnorcheln und Flossen sowie einem 2er-Kajak beladen. Leinen los und schon segeln wir zu einer Nebenbucht des Nai Han Beach, eben jenem Strand, an dem ich mich vor 19 Tagen so richtig verbrannte. Es löst sich immer noch Haut ab!

Mit oft 9, in der Spitze sogar 14 Knoten schneiden wir durch die Wellen, kontrollieren und korrigieren beständig unseren Kurs. So hatte ich mir Segeln immer vorgestellt.

Ein Video von Karin

Nach 2 Stunden erreichen wir unser Ziel und machen an einer Mooring in Strandnähe fest. Gleich darauf sind wir auch schon im Wasser, es wird geschnorchelt und geschwommen. Wieder an Deck stoßen wir standesgemäß mit einem Sekt an.

Karin und Nige probieren das Kajak aus und deklarieren das Ganze gleich noch als Partnerschaftstest. Ich beobachte das Geschehen:

Beim Paddeln kommen sie ständig aus dem Takt und vom Kurs ab, Manchmal drehen sie sich im Kreis. Bereits nach fünf Minuten sind sie zurück. Während Karin an Bord klettert, lässt sich Nige ins Wasser fallen.

Für die Rückfahrt wählen wir einen anderen Kurs, um nicht gegen die Gezeitenströmung anfahren zu müssen. Beim Umrunden einer Insel hat Aiolos anscheinend plötzlich etwas anderes vor: Der Wind schläft ein. Wie schade.

Nach 14 Meilen müssen wir die letzten 4 mit Motor zurücklegen. Wir lassen uns die Laune nicht verderben und erreichen glücklich unsere Bucht.

Am Abend muss ich leider feststellen, dass die Speicherkarte meiner Kamera den Dienst versagt hat. Das ist echt schade.

Letzter Kurstag – kein Wind. Karin und Nige haben beschlossen, Sightseeing zu machen und verabschieden sich. Ich habe mit Dan aber noch etwas vor. Ich will endlich mal das Dingi steuern lernen. Bisher hat uns immer jemand anderes damit zum Boot gebracht.

Das wird nochmal herausfordernd. Wir üben Achten, Rückwärtsfahren, auf der Stelle drehen und zielgenaues Anlegen an den Segelbooten. Schließlich geht es zurück.

Es ist Mittag. Zeit, Abschied zu nehmen. Ich bedanke mich bei Dan und Jum,  packe die letzten Sachen aus meinem Spint zusammen und gehe zum Hotel.

Morgen geht auch meine Zeit auf Phuket zu Ende. Ein Taxi wird mich zum Flughafen bringen. Mit einem Zwischenstopp in Bangkok führt mich der Weg nach Trat und von dort aus nach Koh Chang. Das wird meine vorerst letzte Station in Thailand werden, mein 30-Tage-Visum läuft aus.

Abends packe ich meine Rucksäcke und besuche noch einmal das „Used Books Cafe“. Herzlich verabschieden die drei Frauen und ich uns voneinander.

Wieder zurück checke ich noch kurz die Flugtickets und die Absprache mit dem Taxifahrer. Dem hatte ich meinen Flugplan geschickt und er hatte darauf die Abfahrtszeit auf 8 Uhr festgelegt. 1 ½ Stunden Stunden zum Airport, meinte er.

Etwas stimmt nicht: Boarding ist um 9.55 Uhr und erst um 9.30 Uhr da sein? Also 25 Minuten fürs Einchecken und die Sicherheitskontrolle?

Es ist 22.10 als ich versuche, den Fahrer zu erreichen. Ich lasse es bis zum Besetztzeichen klingeln. Ich schicke ihm eine WhatsApp. Bis morgens um 1 Uhr hat er sie nicht gelesen.

Ich beschließe, rechtzeitig aufzustehen und dann zu sehen, was sich ergibt und wie ich das regeln werde. Kaum im Bett bin ich auch schon eingeschlafen.

Eine Antwort zu „Inshore Skipper.”.

  1. […] letzten Beitrag schrieb, ist mir über die Zeit immer wichtiger geworden. Hätte ich früher eine Situation wie mit dem Taxi erlebt, wäre ich in Panik geraten, hätte zur Bekämpfung derselben Pläne geschmiedet, die Rezeption […]

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