13 Stunden nach Koh Chang.

Was ich im letzten Beitrag schrieb, ist mir über die Zeit immer wichtiger geworden. Hätte ich früher eine Situation wie die mit dem Taxi erlebt, wäre ich in Panik geraten, hätte zur Bekämpfung derselben Pläne geschmiedet, die Rezeption aufgesucht, ein Nottaxi gebucht und kaum bis gar nicht geschlafen.

Als ich am nächsten Morgen erwache, hat der Fahrer bereits geantwortet, pünktlich steht er vor der Tür. Wir bzw. er kämpft sich durch den Berufsverkehr. 1 ½ Stunden später sind wir da. Am Inlandterminal ist wenig los. Ich gebe mein Gepäck auf und bin rasch durch die Sicherheitskontrolle.

Pünktlich starten die A320 nach Bangkok. Dort ist vier Stunden Aufenthalt. Glücklicherweise gibt mir Air Bangkok einen Loungepass, so lässt sich die Zeit gut verbringen. Dann geht es mit einer Twin-Turboprop ATR-72 nach Trat

Trat ist ein Privatflughafen, der Bangkok Airways gehört und viermal am Tag ausschließlich von dieser Fluglinie angeflogen wird.

Als wir zur Landung ansetzen, staune ich: Eine Runway, daneben ein paar Hütten. So hatte ich mir bis dato kleine Buschflughäfen in Afrika vorgestellt. Kaum gelandet, drehen wir auf der Runway und rollen zurück.

Draußen erwartet uns eine Art elektrische Bimmelbahn, wie man sie in Freizeitparks oder in Städten für kleine Besichtigungsfahrten findet. Während wir einsteigen, wird unser Gepäch auf ein ähnliches Gefährt verladen.

Wir rollen zu den Hütten, wo ein Schild „Baggage Claim“ zu sehen ist. Hier erwartet uns nicht wie sonst üblich ein Gepäckband sondern eine Betonrampe, auf die die Mitarbeiter unsere Sachen hieven.

Schnell den Rucksack schnappen und raus. Dort warten ungeduldig die Minibusfahrer und jeder versucht, soviele Passagiere wie möglich zu ergattern. Es ist Eile geboten, denn in einer halben beziehungsweise in einer Stunde legen die letzten beiden Fähren für heute ab.

Als wir im Hafen ankommen, steht schon eine lange Schlange von Autos. Wir müssen warten, denn die erste der beiden letzten Fähren ist schnell gefüllt und wir sind noch nicht an der Reihe.

Zeit genug für mich auszusteigen und zum Anleger zu gehen. Es weht ein frischer Wind und die Wellen schlagen über die Kaimauer. Was würde ich dafür geben, jetzt auf einem Segler da draußen zu sein! So genieße ich die frische Salzluft und schaue dem Spiel der Wellen zu.

Die letzte Fähre ist unsere und wir fahren in die hereinbrechende Nacht hinaus. Ich stelle mich an ein geöffnetes Fenster an der Front, halte die Nase in den Wind, schließe die Augen und bin augenblicklich auf meinem Traumsegler unterwegs, während die Wellen hör- und spürbar an den Rumpf schlagen.

Bald ist es völlig dunkel und die Signallichter um uns leuchten auf. Schnell nehme ich das Handy, öffne die Navigationssoftware und orientiere mich. Ich finde die eingezeichneten Fahrwasserbojen, die rhytmisch blinken. Da draußen sind andere Boote an der Art zu erkennen,  wie sie ihre Lichtern gesetzt haben: Trawler, die lediglich fahren und welche, die ihre Netze ausgeworfen haben.

Eines Tages werde ich so in die Nacht hineinfahren. Ich, der Skipper, der allein seinen Weg in den Hafen sucht…

Erst kurz vor dem Hafen holt mich die Realität wieder ein. Wieder an Land biegt der Bus nach Süden ab. Die Straße schlängelt sich an der Küste entlang, verbindet die Buchten miteinander. Dazwischen Felszungen, die mit steilen, engen Serpentinen überwunden werden.

Nur langsam bahnt sich der Bus den Weg durch das Dunkel. Nach und nach werden die Fahrgäste abgesetzt, bis schließlich nur noch ich übrig bin als wir „Lonely Beach“ erreichen. Gut bepackt stapfe die kleine Straße zum „Little Eden“ hinauf, wo mich Sun, der Manager, erwartet.

„Only you?“, fragt er überrascht. „Yes.“ „Oh, the Penthouse is much too big for you. It’s for a family. Do you want to change?“ „I am quite a big guy myself“, antwortete ich.

Etwas irritiert führt er mich zu einer abgelegenen Stelzen-Hütte, oben am Ende der Anlage liegend. Mitten im Dschungel, hinter ihr hört man einen Wasserfall rauschen.

„We can talk about it tomorrow“, versucht er sein Glück. Ich nicke. Reden können wir, ich weiß aber längst, dass genau dies meine Hütte ist.

2 Antworten zu „13 Stunden nach Koh Chang.”.

  1. Die Heckenschnitt-Tiere gab es auf Postkarten! Ist das alles schön…
    Grüße aus Kassel!
    Simona

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    1. Ja, wie schade, dass sie innerhalb des Flughafengeländes sind und man nur kurz vorbeirollt.

      Grüße zurück
      Tom

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