Alles gut?

Mit einer Mischung aus Aufregung und Furcht versuche ich, einen weiteren Automaten zu finden. Bei einer Tankstelle entdecke ich ihn: Karte einstecken, Sprache wählen, Pin eingeben, Betrag wählen. Dann drücke ich auf die grüne Taste.

Nach ein paar Sekunden rattert es hinter dem Ausgabefach. und schließlich halte ich Bargeld in der Hand. Eine große Erleichterung macht sich in mir breit. Ich stecke die Scheine in mein Portemonnaie und schlendere zum Hotel zurück.

Nach der Aufregung und Anspannung kommt die Müdigkeit zurück. Im Bus nach Vientiane habe ich kaum geschlafen. Ich falle auf mein Bett. Es ist schon dunkel, als ich erwache und ich habe Hunger. Ich beschließe, in einem feinen belgischen Restaurant zu Abend zu essen.

Am nächsten Tag mache ich mich in die Innenstadt für einen Rundgang auf. Ich besuche den zentralen Markt und erfrische mich mit einem frisch gepressten Saft. Danach will ich etwas in Angriff nehmen, was ich schon seit Wochen vor mir herschiebe: Ich muss zum Friseur.

Ich radle durch die Straßen: nur Damensalons. Dann entdecke ich doch noch einen Barbershop, schließe das Fahrrad an und betrete den Laden. Keiner spricht Englisch. Gestikulierend mache ich mein Anliegen klar.

Eine junge Dame zeigt auf einen angrenzenden, abgedunkelten Raum. Als ich hineinschaue, bin ich verwirrt: Da stehen Liegen. Ich wollte einen Haarschnitt, keine Massage! Noch zweimal fordert sie mich auf, einzutreten.

Und dann sehe ich, dass im Kopfende der Liegen Waschbecken eingelassen sind. In der Mitte der Becken befinden sich Kopfstützen.

Dreimal werden die Haare gewaschen. Mit ihren spitzen Fingernägeln massiert sie das Shampoo ein, gerade so, dass es ein wenig schmerzt. Zwischendurch dirigiert sie etwas grob meinen Kopf in die passende Lage.

Dann werde ich wieder in den Salon geleitet und ein junger Mann übernimmt den Haarschnitt. In zwei Monaten hat sich einiges angesammelt.

Gerade als ich denke, dass wir fertig sind, geht es erneut in den Nebenraum. Nochmal waschen. Erst dann wird geföhnt. Nach einer Dreiviertelstunde stehe ich wieder vor dem Laden.

Auf dem Rückweg zum Hotel juckt mein rechter Fuß. In meinem Zimmer ziehe ich Schuhe und Socken aus. Ein kleiner Entzündungsherd ist am Nachbarzeh der alten Wunde zu erkennen. Ich creme ihn ein, polstere die Stelle und esse zu Abend.

Am nächsten Morgen hat sich von der Wunde ausgehend eine neue rote Linie gebildet. „Nicht schon wieder!“ Den Plastikmülleimer des Hotelzimmers wasche ich aus und bereite ein Seifenbad für den Fuß.

Gerade noch hatte ich gedacht, dass ich mich wieder normal bewegen und alles machen könnte. Doch nun heißt es wieder: Stillsitzen, Fuß baden, Desinfizieren und Bein hochlegen.

Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Schon lange habe ich keine Blogeinträge mehr geschrieben. Ich setze mich in das Restaurant des Hotels, blicke mit etwas Neid auf die Badenden im Pool und beginne zu schreiben.

Am nächsten Tag kommt eine weitere gesundheitliche Komplikation dazu. Ich vereinbare mit der Reisekrankenversicherung einen Termin für eine Videosprechstunde.

Der Arzt erklärt mir: Zwei Tage kann ich zuwarten. Tritt dann keine Veränderung ein, muss ich vorort einen Arzt aufsuchen. Im schlimmsten Fall droht Nierenversagen. So schreibe ich weiter Beiträge und beobachte die Lage.

Als keine Besserung eintritt, suche ich einem passenden Arzt. Wir gut, dass die Französische Botschaft eine Liste im Internet bereitstellt. Darin finden sich Adressen für alle Fachrichtungen. Ich bitte die Rezeption um Hilfe, für mich einen Termin auszumachen.

Ich soll gleich kommen. Ein Tuktuk bringt mich zum internationalen Krankenhaus. Kurz sind einige Formalitäten zu erledigen. Als die Sekretärin hört, dass ich selbst zahle, hellt sich ihre Miene sofort auf.

Eine Viertelstunde später sitze ich im Sprechzimmer des englischsprachigen Arztes. „So, Tom, tell me, what is your problem?“ Ich hole Luft und schildere die Lage.

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