Luft, Erde, Feuer, Wasser.

Kreditkarte arbeitet, Gesundheit ok, Paket angekommen. Endlich handlungsfähig und bester Laune begebe ich mich zur Bushaltestelle nach Vang Vieng. Der heftige Regen, der auf dem Weg dorthin einsetzt, kann mir diese kaum verderben.

Während wir Richtung Norden fahren, verändert sich die Landschaft deutlich. Immer öfter sehe ich die abgerundeten Hügel der Karstlandschaft an mir vorbeiziehen.

Im Hotel angekommen habe ich eine herrliche Aussicht auf die Kalkberge. Sie sind viel älter als die europäischen Gebirge. Der weiche Fels wurde stark heruntergewaschen, wodurch der märchenhafte Anblick entstand. Von diesen Bergen habe ich lange schon geträumt.

Rasch buche ich eine Ballonfahrt für den nächsten Tag. Daneben gibt es Vang Vieng viel zu erleben: Wasserfälle, drei traumhafte Seen (darunter einer mit einer heiligen Grotte), Kajak fahren und Ziplines erwarten mich. So bestelle ich gleich noch einen Motorroller, um die verschiedenen Attraktionen erreichen zu können.

Früh am nächsten Morgen geht es zum Ballonstartplatz. Unsere zwölfköpfige Gruppe wird gleichmäßig im Korb verteilt. Dann lässt der Ballonfahrer den Brenner aufbrüllen. Die Bodenmannschaft gibt die Halteseile frei und wir werden emporgehoben.

Langsam wird die Landschaft unter uns kleiner. Wir erheben uns durch die niedrige Wolkendecke, aus der die Berge wie Inseln aus einem weißen Meer hervorragen.

Ich bedauere sehr, dass wir nach einer ¾ Stunde zur Landung ansetzen. Ganz im Gegensatz zu einigen Mitfahrern, die deutlich blass sind, hätte ich ewig oben bleiben können.

Im Hotel frühstücke ich kurz, packe meinen Tagesrucksack und nehme den Roller in Empfang. Damit fahre ich zuerst zu einem Wasserfall. Das Fahren auf den Straßen braucht volle Konzentration: Asphalt und Schlaglochpiste wechseln beständig. Trotzdem bin ich zügig unterwegs.

Eine kleine Wanderung bringt mich zum Wasserfall. Hier finde ich endlich Schmetterlinge, die nicht sofort fortfliegen, so dass man sie fotografieren kann.

Im Anschluss will ich zu einer malerischen Hängebrücke, die gut eine Stunde entfernt liegt. Wenn ich mich beeile, kann ich hinterher noch baden gehen.

Ich überhole Motorräder und Autos. Ob es daran liegt, dass ich am Vortag eine Formel 1-Dokumentaion gesehen habe?

Gerade sonne ich mich darin, schneller als alle anderen unterwegs zu sein, als vor mir ein ausgesprochen großes und tiefes Schlagloch auftaucht. Bei dem Tempo habe ich keine Chance mehr auszuweichen.

Ich ziehe die Vorderradbremse, der Reifen blockiert und rutscht seitlich weg. Der Roller legt sich nach rechts und ich falle. Knie und Ellenbogen schleifen über das Gemisch aus Sand und Steinen. Zum Schluss setzt mein Kopf mit einem heftigen Ruck direkt auf dem Gesicht auf.

Einen Moment liege ich benommen auf dem Boden und kann nicht fassen, was gerade passiert ist. Dann fahre ich mit der Zunge über die Schneidezähne: alles heil. Ich krieche unter dem Roller hervor.

T-Shirt und kurze Hose sind von Schlamm verschmiert, das Knie und der Ellenbogen bluten heftig. Auch der rechte Fuß hat etwas abbekommen.

Gegenüber hat ein Auto gehalten. Drei hilfsbereite Frauen springen heraus, reichen Tücher und Wasserflaschen, um die Wunde zu reinigen. Sie haben sogar eine Jodlösung zur Desinfektion dabei.

Ich danke ihnen herzlich und richte den Roller auf. Ich bin so verwirrt, dass das Gleiche nach 10 min noch einmal passiert. Diesmal falle ich auf die linke Seite.

Diesmal bleibt niemand stehen und es beginnt, heftig zu regnen. Zudem bemerke ich, dass ich in der falschen Richtung unterwegs bin. Ich drehe um und fahre zitternd zum Hotel zurück.

Als ich dort ankomme und vor dem Hotelmanager stehe, glaubt er zunächst, dass ich lediglich klitschnass geworden sei. Er lacht.

Von Dreck überzogen stehe ich vor ihm. Er schaut genauer hin. Kniee und Ellenbogen bluten heftig, die linke Hand und beide Füße sind verletzt.

Seine erste Frage lautet: „Ist der Motorroller beschädigt?“

Hinterlasse einen Kommentar