Joint-Venture.

Am nächsten Tag sortiere ich die Sachen, die ich im Hotel gelassen habe, wieder mit den mitgenommenen zusammen, spiele Pool mit dem Rezeptionisten und schreibe für meinen Blog.

Am Mittag des darauffolgenden Tags besteige ich den Bus nach Hanoi. Wieder ist es ein VIP-Bus. Nach einer Viertelstunde fällt die Bordelektronik aus, so dass sich der Sitz nicht mehr verstellen lässt. Zwischen Liege- und Sitzposition gefangen, verbringe ich die 6stündige Fahrt.

In Hanoi ist das schöne Hotel leider ausgebucht. Ich finde in der Nähe Unterkunft. Am Abend statte ich der Rezeptionistin noch einen Besuch ab und gehe aus Tradition im Don Duck essen.

Am nächsten Morgen nehme ich das Flugzeug von Hanoi nach Bangkok. Bye-bye Vietnam, wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen!

In Bangkok steige ich in einen kleineren Flieger nach Koh Samui, einer Insel an der Ostküste Thailands.

Hier habe ich einen kleinen Bungalow am Strand gebucht. Ich will ein wenig ausruhen, die Sonne genießen und für den Blog schreiben.

Es ist herrlich warm, als ich dort ankomme. Das türkise Wasser lockt zum Baden. Ich habe ein Häuschen in der zweiten Reihe. Ich spreche mit der Managerin und ziehe in die erste Reihe in den grünen Bungalow um.

Wenn ich die Tür aufmache, sind es 8m zum Wasser. Das Meer ist so warm, dass man mehr plantscht als schwimmt. Abends wiegt mich das Rauschen der Wellen in den Schlaf. Welcome to paradise!

Die Tage vergehen mit Baden und Schreiben. Stundenlang sitze ich in dem kleinen Restaurant, trinke eine Kokosnuss nach der anderen leer und schreibe. Wenn es mir zu warm wird, springe ich ins Wasser.

Neben mir sind drei Frauen eingezogen: eine Mutter mit ihrer 22jährigen Tochter und ihre Freundin. Wir grüßen jeden Tag und wechseln ein paar Worte.

Eines Abends sitzen wir alle am Strand und unterhalten uns. Der Tochter wird das Gespräch bald langweilig und sie verabschiedet sich, um mit ihrem Freund zu telefonieren.

Wir trinken Bier und tauschen Reiseerfahrungen aus. Die Mutter beginnt, eine THC-haltige Zigarette zu drehen. Sie rauche das regelmäßig, aus medizinischen Gründen, erklärt sie.

Heute Abend will sie probieren, was sie einer Einheimischen abgekauft hat. Diese hatte behauptet, das sei „gutes Zeug“.

Down The Rabbit Hole.

Immer wieder bietet sie mir von der Selbtgedrehten an. Schließlich nehme ich ein paar Züge. Mit Geruch und Geschmack steigen Jugenderinnerungen auf. So wechselt das Teil zwischen uns hin und her, und ich merke nichts. Gar nichts.

Vorerst, denn nach einer halben Stunde fällt mir auf, dass ich der Unterhaltung nicht mehr richtig folgen kann. Immer wieder bleiben Worte wie hängen. Sie entwickeln ein merkwürdiges Eigenleben, einem intensiven Tagtraum vergleichbar.

Wenn ich aus dem wieder auftauche, ist das Gespräch schon viel weiter fortgeschritten. Ich muss mich zwar zwischendurch irgendwie beteiligt haben, weiß jedoch nichts davon.

Wieder folge ich ein paar Sätzen bis die innere Kamera in einer Einstellung gefriert, aus der der nächste Film geboren wird.

Ich kann nicht mehr richtig denken, keinen Faden halten. Nach einer Stunde verabschiede ich mich und suche mein Heil im Bett. Ein leichtes Unwohlsein schleicht sich in mich ein: Geht das wieder weg?

Und gleichzeitig betritt eine „Alles-ist-egal-Stimmung“ die Bühne. Ich liege im Bett und merke, dass ich lange nicht atme: 14, 16, 18 Herzschläge lang. Selbst Atmen wird mir gleichgültig und das macht Angst.

Das geflüsterte Gespräch der beiden Frauen draußen dröhnt wie aus Lautsprechern. Ich kann nicht einschlafen! Jedes Wort „sticht“ mich wach.

Ich konzentriere mich auf das Rauschen der Wellen. Es schwillt zu einem urgewaltigen Donnern. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, die Welle selbst zu sein, zu wissen, was sie denkt und vor allem, was sie fühlt, wenn sie am Strand ausläuft.

Und immer wieder frage ich mich voller Angst, ob ich überhaupt noch atme. Und zur selben Zeit ist mir die Angst egal. Ein verrückter Zustand. Daran, einen klaren Gedanken zu fassen, ist nicht zu denken. Diese gehen sofort wieder in Filme über.

Um vier Uhr morgens wache ich schweißgebadet auf. Ich überprüfe kurz meinen Zustand und stelle fest, dass sich nichts geändert hat. Werde ich je wieder einen klaren Gedanken denken?

Endlich schlafe ich ein. Es ist 10 Uhr morgens, als ich wieder erwache. Die Sonne hat den Bungalow schon mächtig aufgeheizt.

Erleichtert stelle ich fest, dass mein Denken wieder halbwegs funktioniert. Ich wanke aus dem Bungalow und trinke reichlich Wasser.

Mit einem Lächeln begrüßt mich die Mutter: „Na, gut geschlafen?“ Von wegen!

„Nein, konnte nicht einschlafen“, erwidere ich.

Dann sagt sie: „Ich rauche jeden Tag. Eine nicht ganz kleine Dosis. Weil ich dachte, dass das Zeug von hier nicht so stark ist, habe ich noch ein bisschen mehr genommen. War aber schon viel stärker als das, was ich gewohnt bin.“

„Ich geh erst einmal was essen“, entgegne ich. „Also, ich habe gut geschlafen“, ruft sie mir noch hinterher.

Mit leichten Nachwirkungen kämpfe ich noch die nächsten Tage. Mir ist ganz klar:

Das willst du nie wieder!

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