Going Deeper.

Nach ein paar Tagen bringt mich die Schnellfähre nach Koh Tao. Ich habe vorher Kontakt mit einer angesehenen Tauchschule aufgenommen, hier will ich meine Ausbildung fortsetzen. Über die Schule habe ich auch die Unterkunft gebucht.

Am späten Nachmittag beziehe ich meine Unterkunft, einen kleinen Reihenbungalow, deutlich in die Jahre gekommen und mit spärlicher Ausstattung.

Ich bin so müde, dass ich sofort ins Bett falle und zwei Stunden schlafe. Als ich wieder aufwache, weiß ich, dass ich hier nicht bleiben will.

Zur Tauchschule gehört auch ein Resort und ich bitte um ein Zimmer dort. Ein Taxi bringt meine Sachen und mich dorthin.

Auch mit dem ebenerdigen Zimmer dort bin ich nicht glücklich und frage nach einem Upgrade. So ziehe ich schließlich in ein weiteres mit Balkon und Poolblick.

Am nächsten Morgen treffe ich Alex, meinen Tauchlehrer für die nächsten Tage. Er kommt aus Österreich, ist 24 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren auf Koh Tao.

Während er hier die Ausbildung zum Tauchlehrer machte, lernte er seine Freundin kennen, eine Thailänderin, die auf der Insel eine Apotheke eröffnet hat.

Advanced Open Water

Bislang darf ich nur bis max. 18 m Tiefe tauchen, mit dieser Advanced-Open-Water-Lizenz kann es dann bis 30 m hinunter gehen.

Wieder einmal bin ich allein im Kurs und genieße es sehr, Alex‘ ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten. Neben der Theorie und den schriftlichen Prüfungen gilt es, 5 Tauchgänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu absolvieren. Für drei von ihnen darf ich die Schwerpunkte aussuchen:

Ich wähle Tarierungskontrolle, Nacht- und Wracktauchen.

Für den ersten Teil tauchen wir zu einer Art Unterwasserspielplatz. Ich soll über, unter und durch Hindernisse tauchen, ohne den Boden zu berühren oder mit dem Gerät hängen zu bleiben. Leichter gesagt als getan.

Für den Nachttauchgang springen wir mit Taschenlampen vom Boot in die schwarze See. Eigentlich erfolgt das Abtauchen wie immer. Ich lasse die Luft aus der Weste und gleite von der Oberfläche in das Dunkel hinab. Die Lampen erhellen nur einen schmalen Umkreis.

Ganz kurz will Panik aufsteigen, doch ich erinnere meinen Körper daran, dass wir nichts anderes als sonst auch machen müssen .

Wir tauchen am Boden entlang und versuchen, die Fische nicht zu blenden. Große Krabben mit langen Fühlern sind auf der Jagd. Ich beobachte abwechselnd die Tiere und die eiförmigen Lichtkegel der anderen Taucher, die sich, wie ich, durchs Dunkel bewegen.

Schließlich bekommen wir das Signal, uns zu versammeln und die Lampen auszuschalten. Mit schnellen Handbewegungen sollen wir durch das schwarze Wasser streichen.

Leuchtende Funken sprühen auf: Biolumineszenz. So zeichnen wir verschiedene grün-sprühende Formen ins Wasser. Schließlich ist es Zeit, aufzutauchen. Verzaubert von der geheimen Wasserwelt steigen wir wieder an Bord.

Mein letzter Tauchgang führt uns zu einem Wrack. Beim Abtauchen haben wir nur wenig Sicht und umso begeisterter bin ich, als es plötzlich in Erscheinung tritt.

Wir tauchen um den Rumpf und über das Deck des ehemaligen Kriegsschiffs, der HTMS Sattakut. Ich weiß sofort: Hier will ich noch einmal hin!

Schließlich bestehe ich die Prüfung und darf mich jetzt Advanced Open Water Diver nennen.

Nitrox

Gleich am nächsten Tag geht es mit der Nitrox-Lizenz weiter. Dabei handelt es sich um ein spezielles Gasgemisch, in dem mehr Sauerstoff als in unserer Atemluft enthalten ist.

Das bedeutet im Wesentlichen, dass man sich länger in größeren Tiefen aufhalten kann, ohne sich eine Stickstoffvergiftung (Dekompressionskrankheit) zuzuziehen.

Mehr Sauerstoff im Gemisch beinhaltet aber ein auch ein Risiko: Er ist reaktionsfreudig und fördert Verbrennungsprozesse. Im Umgang mit dem Gemisch ist also extreme Vorsicht geboten.

Das Verhältnis von Stick- zu Sauerstoff müssen vom Befüller des Tanks erfasst und vom Tauchen noch einmal kontrolliert werden.

In eineinhalb Tagen lerne ich Theorie und Praxis, dann lege ich wiederum die Prüfung ab.

Eigentlich wollte ich danach ein paar Fundives anschließen. Doch die Gedanken an das Wrack und vor allem, dort hineintauchen zu können, lassen mich nicht mehr los.

Wrack

Also kommt in weiteren zwei Tagen noch diese Lizenz hinzu. Das Tauchen im Wrack ist unbeschreiblich aufregend. Der erste Taucher spannt eine Leine, der zweite folgt dieser.

Es geht oft kopfüber ins Wrack hinunter, um enge Kurven herum, an allerlei scharfkantigem Metall vorbei. Licht erhält man von einer Taschenlampe, die am Handgelenk befestigt ist.

Es gilt, sich sicher und vorsichtig mit der Ausrüstung zu bewegen. Der Einsatz der Flossen muss umsichtig erfolgen, um nicht zu viele Partikel aufzuwirbeln, die sofort die Sicht blockieren würden.

Wir tauchen zur HTMS Sattakut, einem ehemaligen Kriegsschiff der USA aus dem 2. Welztkrieg. Es diente dem Transport und der Anlandung von Infantrie.

In den sieben Tagen des gemeinsamen Tauchens sind Alex und ich zu einem tollen Team zusammengewachsen:

Und da mein 57. Geburtstag vor der Tür steht, beschließe ich, seine Freundin und ihn für den folgenden Tag zum Mittag einzuladen.

Ich muss noch Bargeld holen. Dazu nutze ich den Automaten beim Seven-Eleven. Weiter geht es noch zum Tauchshop, ich will mir noch ein paar Handschuhe kaufen. Als mit der Karte bezahlen will, merke ich, dass sie sich nicht mehr im Portemonnaie befindet …

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