Liveaboard.

Um 5 Uhr am nächsten Morgen legen wir im Hafen an. Dort werden wir, je nach Ziel, in Gruppen eingeteilt. Ein Tuktuk bringt uns zu einem kleinen Cafe, in dem wir auf die Busse zu unseren Zielorten warten.

Am frühen Nachmittag werde ich in dem Hotel auf Phuket abgesetzt, in dem ich schon für den Segelkurs abgestiegen bin. Als ich das Zimmer betrete, erwartet mich eine Überraschung.

Die nächsten Tage mache ich ein wenig Strandurlaub und schaue bei der Segelschule vorbei. Dort liegen seit Wochen meine Segellizenz-Karten für mich bereit.

Ich treffe auf Mike, den Segelschulbesitzer. Wir kommen ins Gespräch und er fragt mich, ob ich ein Boot für eine Regatta in eine der Nachbarbuchten mit überführen will.

Schnell sind die Sachen gepackt. Auf der Fahrt stelle ich fest, dass die Bilge voll Wasser gelaufen ist. In der glühenden Hitze unter Deck suchen wir schweißüberströmt zwei Stunden nach dem Fehler, bis wir ihn schließlich gefunden haben.

Mike stellt mir noch in Aussicht, eventuell an der Regatta am Folgetag teilnehmen zu können, was sich dann aber doch zerschlägt.

Ich bereite mich auf das nächste Abenteuer vor. Alex hatte mir erzählt, dass die Similan Islands zu den beliebtesten Tauchspots der Welt gehören. Zu den Inseln gelangt man mit Tauchbooten, auf denen man auch übernachtet, sogenannte Liveaboards.

Ich habe eine fünftägige Fahrt gebucht. Zwei Tage später packe ich meine Sachen. Es wird darum gebeten, nur die nötigsten Sachen mit an Bord zu bringen, da der Platz in den Kabinen begrenzt ist.

Ich entscheide mich dazu, ein altes Paar Schuhe wegzuwerfen, die ich kaum angezogen habe. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich später herausstellen wird.

Am späten Nachmittag holt mich ein Shuttlebus ab und bringt mich zum Schiff. Dort werden wir auf die Kabinen verteilt, dann folgt ein Briefing und schließlich das Abendessen.

In den nächsten Tagen geht es morgens früh raus. Um 6 Uhr ist Wecken, denn um 6.30 Uhr erfolgt schon das Briefing für den ersten Tauchgang.

Briefings

Briefings sind ein elementarer Bestandteil des Tauchens. Zunächst wird die Geografie des Tauchplatzes sowie dessen Besonderheiten vorgestellt. Das können z.B. Strömungsverhältnisse und andere Gefahren oder auch besondere Bestimmungen, die für diesen Platz gelten, sein.

Danach wird auf die zu erwartenden Fische, andere Lebewesen, Korallenformationen und ähnliches hingewiesen. Zum Schluss erfolgt noch die Bekanntgabe der Reihenfolge, in der die verschiedenen Tauchgruppen ins Wasser gehen.

Das Buddy-System

Gleich danach ziehen wird uns um und legen die Tauchausrüstung an. Jeder Teilnehmer hat einen Buddy, einen Tauchkollegen. Diese Paare sind füreinander verantwortlich. Dies gilt sowohl über als auch unter Wasser.

Noch bevor wir von den kleinen Booten, die uns direkt über dem Tauchplatz absetzen, abgeholt werden, erfolgt der Buddy-Check. Dabei kontrollieren wir gegenseitig das richtige Anlegen und die vollständige Funktion der Ausrüstung des jeweils anderen.

Nachdem das Boot uns abgesetzt hat, tauchen wir als Gruppe ab. Unter Wasser sind die Buddys weiterhin füreinander verantwortlich. Sollte ein Notfall eintreten, beispielsweise einem der beiden die Atemluft ausgehen, sorgt der andere Buddy dafür, ihn mit Luft aus der eigenen Flasche zu versorgen.

Die Gruppe taucht unter der Führung des Tauchguides und gleichzeitig sorgen die Buddys dafür, sich gegenseitig unter Wasser zu unterstützen.

Liveaboard (=Leben an Board)

Nach circa eineinhalb Stunden sind alle Gruppen wieder an Bord. Dort warten schon heiße Tücher und ein Kakao auf uns. Danach gibt es Frühstück. Meistens fährt das Boot in dieser Zeit zum nächsten Tauchplatz.

Jeden Tag erfolgen auf diese Weise vier Tauchgänge. Selbstverständlich gibt es zwischendurch Mittag, Kaffeetrinken und Abendbrot. Das letzte Tauchen des Tags findet entweder vor Sonnenuntergang oder als Nachttauchgang statt. Natürlich geht es zwischendurch auch einmal an einen Strand zum Baden.

So kommen wir an wunderschöne Plätze mit jeweils ganz eigener Tierwelt, Pflanzen, Riffen und Steinformationen.

Da wir als große Gruppe die Zeit an Bord verbringen und wunderbare gemeinsame Erlebnisse teilen, bilden sich schnell Kamerad- und Freundschaften. Wir erkunden gemeinsam die geheimnisvollen Unterwasserwelten und lassen uns von ihnen begeistern.

Da für alles gesorgt ist und keine langen Anfahrten entstehen, ist das Tauchen und das Leben an Bord unheimlich entspannt. Abends sitzen wir noch lange an Deck, lassen die Abenteuer des Tages Revue passieren, genießen die Sonnenuntergänge und die Weiten der See.

So vergehen herrlich sonnendurchflutete Tage. Der letzte Tag hält eine Überraschung bereit: Meine Gruppe nimmt einen anderen Weg als die anderen. Als wir um ein Riff herumtauchen, verharrt plötzlich unser Tauchguide Karina.

Als wir uns gerade fragen, warum sie das tut, taucht ein Schatten vor uns auf, der schnell größer wird. Es ist ein Marbled Stingray (marmorierter Stachelrochen). Majestätisch gleitet das Tier an uns heran. Als es Karina passiert, wird klar, wie groß es ist.

Es ist größer als sie, sein Körper hat in etwa einen Durchmesser von 2 Metern, an den sich der kräftige Stachelschwanz anschließt. In aller Ruhe bewegt sich der Rochen auf uns zu, um wieder abzudrehen.

Karina bleibt trotzdem, wo sie ist. Ein zweites Mal zieht er an uns heran und gleitet durch die Vorderen der Gruppe hindurch. Ich bilde das Schlusslicht.

In großer Ruhe kommt das große Tier auf mich zu, schwebt majestätisch durchs Wasser. Kräftig-ruhige Wellen laufen über seine mächtigen „Flügel“, die helle Unterseite offenbarend. So schwingt er mühelos direkt unter meinen Flossen hindurch.

Regungslos verharre ich, wage kaum zu atmen. Erst als er um das Riff herum ist und sich im Halbdunkel des grünen Wassers verliert, setze ich mich wieder in Bewegung.

Zwei Videos dieser Begegnung, einmal aus der Perspektive eines Buddys und aus meiner:

Tief berührt von diesem Geschenk kommen wir wieder an Bord. Was für ein Höhepunkt beim letzten Tauchgang der Fahrt!

Am Abend sind wir ein wenig traurig, dass eine ereignisreiche Tauchsafari zu Ende geht. Wie gerne wäre ich noch länger so unterwegs gewesen.

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