Nach Gyeongju.

Das Auto ist abgegeben, ich stehe am Checkin auf dem Flughafen. Als ich an der Reihe bin, findet der Angestellte meine Buchung nicht.

Es fliegen zwei Maschinen nach Madrid und ich stehe bei der falschen Airline. Bei der anderen Gesellschaft gebe ich mein Gepäck auf und bin froh, dass es trotz verschiedener Airlines bis Soul eingecheckt ist.

Doch die Frau hinter dem Schalter wundert sich: Sie kann meine Boardingpässe nach Peking und Soul nicht ausdrucken und teilt mir mit, dass ich diese in Madrid bei Air China abholen müsse.

Wir fliegen verspätet ab, so dass mir in Madrid nur 50 Minuten bis zum Abflug bleiben.

Ein Schalter von Air China lässt sich nicht finden. Als ich bei der Information nachfrage, heißt es, dafür müsste ich den Transitbereich verlassen.

Doch dafür ist keine Zeit: Boarding ist in einer halben Stunde und mein Gate ist 20min Fußweg entfernt. So gehe ich durch Gänge, die nicht zu enden wollen. Am Gate angekommen, melde ich mich am Schalter.

Die freundliche Dame teilt mir mit, sie hätten die Bordpässe ausgedruckt und drückt mir sie mir in die Hand. Leider kann ich jetzt keinen Sitzplatz wählen.

Beim Boarden stelle ich – wieder einmal – fest, warum ich so ungern mit asiatischen Airlines unterwegs bin: Die Sitzabstände sind auf deutlich kleinere Menschen abgestimmt.

Für den 11stündigen Flug habe ich einen Platz am Fenster in der 3er-Reihe, vor der Toilette. Viel lieber sitze ich am Gang und verzichte auf den Ausblick.

Kurz nach Abflug neigen die Passagiere vor mir die Sitze nach hinten. Mit meinen langen Beinen bin ich zur Bewegungslosigkeit verdammt.

Wenn ich auf Toilette muss, müssen nicht nur meine Nachbarn aufstehen, sondern alle vor uns ihre Sitze senkrecht stellen.

Ich versuche zu schlafen und hole meine Ohrstöpsel raus. Die gleiten mir aus der Hand und fallen unter den Sitz. Doch an die komme ich, fast zur völligen Bewegungslosigkeit verdammt, nicht heran.

Ich schließe die Augen und versuche einzuschlafen. Immer, wenn ich wegdämmere, betätigt jemand die Türverriegelung der Toilette krachend.

Nachdem wir nach 11 Stunden in Peking aufsetzen, bin ich hundemüde und froh. Ich freue mich auf den Zwischenaufenthalt: 2.40 Stunden sind mehr als genug Zeit, ein wenig herumzulaufen, Kaffee zu trinken, die Beine auszustrecken.

Als ich den Schildern Richtung Gate folge und um eine Ecke biege, steht dort eine große Menschansammlung. Da muss ich auch lang!

Mehr als 600 Menschen und nichts bewegt sich. Langsam spricht sich herum, was passiert ist: Die automatischen Ticketleser sind ausgefallen. Zwei Menschen kontrollieren alles per Hand!

Nach knapp zwei Stunden bin ich an der Reihe. Nun aber schnell zum Gate. Zu früh gefreut: ein Security-Check. Nur zwei Maschinen sind offen, die Schlangen lang. Wieder anstellen.

Ich versuche, eher zur Kontrolle zu kommen, da meine Maschine schon mit dem Boarding begonnen hat. Ich werde zurück in die Reihe verwiesen.

Nachdem ich die Security passiert habe, renne ich zum Gate. Der nächste Info-Bildschirm zeigt: „Gate closed“. Ich renne trotzdem weiter.

Kurz vor dem geschlossenen Gate kommt mir ein Mann entgegen, dem ich zurufe, dass ich noch in die Maschine muss.

Er rennt mit mir zum Schalter und versucht, jemanden in der Maschine telefonisch zu erreichen. Schließlich gelingt es ihm. Dann deutet er auf die Gangway und schreit: „Run!“

So schnell ich kann sprinte ich den Gang entlang und in das Flugzeug hinein. Hechelnd stehe ich vor der Crew, zeige mein Ticket. Hinter mir wird die Tür geschlossen.

Sie weisen mir einen Platz in der Premium Economy an und bringen Wasser. So lässt es sich leben. Wie schade, dass es nur eine Stunde Flug bis Soul ist.

In Seoul muss ich zunächst zum Hauptbahnhof, um dort in den KTX, dem koreanischen Äquivalent des ICE, umzusteigen.

Südkorea liegt fast auf dem gleichen Breitengrad von Deutschland. Bei -3 Grad warte ich frierend auf die Anschlüsse.

Die Fahrt im KTX begeistert mich immer wieder. Er ist immer pünktlich und man muss nie sein Ticket vorzeigen.

Jedes KTX-Ticket ist mit einem festen Sitzplatz verbunden, es gibt keine Fahrgäste, die stehen. Die Schaffnerin/ der Schaffner geht durch die Wagons und schaut auf den Wagonplan auf dem Handy. Ist jeder Sitz so besetzt, wie in der Grafik angezeigt, haben alle eine Fahrkarte.

Ich schaue aus dem Fenster. Es hat geschneit. Auf meinem Weg nach Süden ziehen Reisfelder, kleine Dörfer, Industriekomplexe und einige große Städte an mir vorrüber.

Im KTX

Am späten Nachmittag holen mich die Freunde vom Bahnhof ab. Schnell bringe ich mein Gepäck ins Hotel und wir gehen Abendessen.

Wieder am Hotel zurück stehe ich noch ein wenig draußen. „Die trockene Kälte hat etwas für sich“, denke ich. Ich fühle mich klarer, bin mehr bei mir selbst. Und ich freue mich aufs Unterrichten morgen.

Nach über 30 schlaflosen Stunden falle ich ins Bett. In 7 Stunden muss ich fit sein.

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