Expect The Unexpected.

Koreanische Sauna

Da ich erst am Sonntag fliege, habe ich noch einen Tag Zeit. Schon lange will ich in eine koranische Sauna. Und Sang-Min, einer der Organisatoren, nimmt sich dafür Zeit. Auf die Frage, was ich mitbringen soll, antwortet er: „Zahnbürste und Zahnpasta“.

Das halte ich für einen Scherz. Aber es ist tatsächlich so: Bevor man den Saunabereich betritt, putzt man sich in den Waschräumen die Zähne! Dann folgt das Duschen, wobei man sich mit auch mit einem sehr rauen Waschlappen abreibt.

In Korea sind die Saunen nach Geschlechtern getrennt. Ansonsten ist alles recht vertraut. Sie haben eine niedrigere Temperatur und die Koreaner bleiben kürzer darin.

Was verwundert: Obwohl Holzbänke installiert sind, legt niemand ein Handtuch unter. Auch ansonsten habe ich das Gefühl, dass es hier nicht so hygienisch zugeht.

Am späten Nachmittag treffen wir noch einmal in Sang-Mins Haus zusammen. Sein Sohn hat Geburtstag und wir feiern im engen Kreis.

Wieder im Hotel zurück, schreibe ich für den Blog. Gegen Mitternacht will ich für eine Zigarette noch einmal vor die Tür und lasse aus Versehen meine Keycard im Zimmer zurück.

Niemand an der Rezeption! So bleibt mir nichts anderes übrig, als Jae-Sook, eine der Organisatorinnen, nach Mitternacht aus dem Bett zu klingeln. Sie ruft den Manager an. Der schickt jemanden zum Öffnen der Tür vorbei. Peinlich!

Am nächsten Mittag geht es mit dem Bus zurück nach Seoul.

Am Abend nehme ich den Flieger nach Kuala Lumpur. Ich habe Glück und bekomme für den 6stündigen Flug einen Sitz in der Business-Class.

Nachts um 2 Uhr landen wir. Geld wechseln und mit dem Taxi in die Innenstadt. Gegen 4 Uhr treffe ich im Hotel ein.

Kapsel-Hotel

Da Hotels in der Hauptstadt Malaysias teuer sind, probiere ich ein Capsule-Hotel aus. An der Rezeption bekomme ich eine Keycard, womit ich sowohl die Tür zum Fahrstuhl und als auch den Schlafraum öffnen kann.

In jedem Raum sind 12 Betten, von denen jeweils zwei übereinander angeordnet sind. Das Besondere daran ist, dass jedes in einer Art rechteckigen Abteil liegt, das mit einer Jalousie verschlossen wird. Darin gibt es Licht, Stromanschluss und einen Minischreibtisch.

Dafür sind die Gemeinschaftsräume und die Küche großzügig bemessen, die Waschräume sauber. Als ich gegen Mittag erwache und vor die Tür gehe, schlägt mir die Hitze entgegen: 32 Grad bei 100% Luftfeuchtigkeit.

Am nächsten Tag erkunde ich die Innenstadt, gehe zu den Patronas-Towers und kaufe ein. Irgendwie habe ich so keine Lust auf Großstadt, fühle mich antriebslos.

Am dritten Tag bin ich ungewöhnlich erschöpft und müde. Mir ist so schwindelig, dass ich die Wahrnehmungen kaum halten kann.

„War wohl doch ein bisschen viel in Korea“, denke ich. Ich schlafe, von einigen Unterbrechungen abgesehen, fast 48 Stunden durch.

Das beunruhigt mich kaum: Auf viel Stress hat mein Körper schon früher so reagiert.

Dabei schwillt mein linkes Knie etwas an. Ich schiebe es darauf, dass ich beim vielen Schlafen darauf gelegen haben muss.

Die nächsten Tage bleibe ich im Hotel und schreibe. Dann mache ich mich zu den Cameron Highlands auf. Auf dem Weg zum Bus bemerke ich, dass ich immer noch ziemlich angeschlagen bin.

Cameron Highlands

Ich freue mich sehr auf diesen Abschnitt der Reise. Die Cameron Highlands sind das Tee- und Erdbeeranbaugebiet Malaysias. Zudem gibt es dort tropischen Regenwald, durch den einmalige Wanderwege führen.

Ich habe mich im „Father‘s Guesthouse“ eingebucht. Das Hotel ist dafür bekannt, sich mit dem Zustand der Wege bestens auszukennen.

Die ersten zwei Tage miete ich einen Roller. Allerdings habe ich auch hier wenig Kraft, etwas zu unternehmen. Als ich mich am zweiten Tag aufraffe und zu einer Teeplantage fahre, ist diese durch einen Erdrutsch auf der Stecke gesperrt. Ich schieße nur ein paar Bilder von ferne.

In den nächsten Tagen will sich keine Erholung einstellen. Das Knie wird noch dicker, druckempfindlich und beginnt sich zu röten.

Infektion

Während das Knie immer weiter anschwillt, rätsele ich, woher die Infektion gekommen sein könnte. Und dann fällt es mir ein: die Sauna!

Vom Motorradunfall vor zweieinhalb Monaten sind die Wunden zwar verheilt, aber nur mit einer dünnen Haut überzogen. Dabei muss ich das linke Knie mit dem rauen Waschlappen verletzt haben. Wahrscheinlich sind dabei die Keime eingedrungen.

Zwischen meinen Besuch in der Sauna und dem Schwindel sowie der Müdigkeit lagen genau drei Tage: die übliche Zeit für einen Infektionsausbruch.

Das Knie

Als nach ein paar Tagen das linke Knie fast doppelt so dick wie das rechte und krebsrot ist, beschließe ich, einen Arzt zu konsultieren.

Ein Taxi bringt mich zum Hospital, das oberhalb von Tanah Rata liegt. Zuerst muss ich zur Anmeldung und dort 40 Ringit, etwa 8 Euro, im Voraus zahlen. Ich bekomme eine Quittung, Krankenmappe und Aufruf-Nummer.

Dann geht es zu einer Krankenschwester, die die Krankengeschichte aufnimmt, Puls und Blutzucker misst. Ihre Aufzeichnungen kommen in die Mappe, die ich dann – mit meiner Nummer versehen – in ein Plastikkörbchen vor den Behandlungsräumen werfen muss.

Nach einigem Warten werde ich aufgerufen. Der Arzt ist sichtlich besorgt. Die Haut schmerzt beim bloßen Auflegen der Finger, das Knie ist so dick geschwollen, dass ich es kaum noch beugen kann, und heiß.

Er ordnet ein Röntgenbild an. Wieder muss ich zur Anmeldung, das Röntgenbild und eine weitere Arztkonsultation bezahlen. Als ich das Bild habe, ist Mittagspause und ich muss zwei Stunden warten.

Dann sehe ich den Arzt erneut. Er ist froh, dass die Entzündung anscheinend nicht auf das Gelenk übergegriffen hat. Er verordnet 7 Tage Antibiotika, diverse Schmerzmittel und Creme. Alles bekomme ich in der Krankenhausapotheke.

Wieder im Hotel beginne ich mit der Einnahme. Die nächsten Tage schlafe ich viel und nehme alle 6 Stunden zwei Tabletten. Zwischendurch schneide ich die Videos über den Ha Giang Loop.

Am Ende der Behandlungswoche ist das Knie zwar nicht mehr so rot, aber immer noch stark geschwollen und lässt sich kaum stärker beugen. So kann ich nichts des Geplanten unternehmen.

Also begebe ich mich schweren Herzens noch einmal ins Krankenhaus.

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