Neustart.

Von meinem Vater aus geht es noch einmal für eine Nacht ins Ruhrgebiet. Dann ist es an der Zeit für den großen Sprung um die halbe Erde: 25 Stunden sind es von Düsseldorf nach Auckland, mit Zwischenstopp in Dubai.

Die ausgebuchte A380-800 von Emirates fasst mehr als 600 Menschen. Es dauert eine ganze Weile, bis das Boarding abgeschlossen ist. Um 21 Uhr fliegen wir ab.

Bis Dubai sind es 6 ½ Stunden, dann 3 Stunden Aufenthalt. Der Airport ist das große Drehkreuz der Fluglinie, dementsprechend groß und voll.

Nun geht es – wieder in einer A380-800 nach Auckland. Das Boarding verzögert sich um fast eine Stunde. Als wir nach 16 Stunden in Neuseeland aufsetzen, habe ich wenig geschlafen.

Nothing To Declare?

37 Stunden nach dem Aufstehen in Deutschland erwartet mich das Einreise-Prozedere. Neuseeland hat strikte Bestimmungen. Schon vor der Abreise füllt man eine lange Online-Erklärung aus.

Detailliert wird nach einer eventuellen Kariere als Straftäter gefragt. Danach schließen sich Fragen an, ob man etwas potenziell Illegales einzuführen gedenkt.

Offensichtlich eine Liste nach amerikanischem Vorbild, nur dass man in der nicht gefragt wird: „Wollen sie an terroristischen Aktivitäten, Spionage, Sabotage oder Genozid teilnehmen oder waren sie jemals darin involviert?“ (Frage in der amerikanischen Einreiseerklärung),

Zwei Bereiche musste ich trotzdem mit „Ja“ ankreuzen, denn ich habe Wander- und Sportausrüstung sowie Medikamente für mehr als 3 Monate (=Reiseapotheke) dabei. Also heißt es: in die Schlange „Declaration“ einreihen.

Meine sauber geschrubbten Wanderschuhe darf ich zuerst präsentieren. An einer zweiten Stelle werde ich zu meinen Medikamentenvorrat befragt. Zum Schluss geht es noch an einem Drogenhund vorbei.

So stehe ich nach einer weiteren Stunde endlich am Ausgang des Flughafens.

Ein Sammeltaxi setzt mich direkt am Hostel „Attic Backpackers“ ab. Gleich nach dem Bettbeziehen in dem 6er-Zimmer schlafe ich für ein paar Stunden ein. Kein Wunder: 39 Stunden stehen auf dem „Tacho“.

Unerwartete Begegnung

Nachmittags gehe ich etwas essen und laufe noch an der Hafenpromenade herum. Doch mich zieht es ins Hostel zurück. An einigen Blog-Artikel will ich noch arbeiten.

Als ich auf die Dachterrasse gehe, fällt mir ein junger Mann auf, der mir irgendwoher bekannt vorkommt. Ich überlege eine Weile. Als ich ihn später noch einmal treffe, spreche ich ihn an.

Er antwortet mir: „Ja, ich bin Elias. Sie waren mein Lehrer von der 1. bis zur 6. Klasse.“ Und dann fällt mir alles wieder ein:

Die Klasse hatte ich in Englisch. Zweimal habe ich die Klassenfahrt begleitet, später noch Mathestunden gegeben.

Elias erzählt, dass er im zurückliegenden Sommer Abitur gemacht und jetzt ein Gap-Year eingelegt habe. Und nun treffe ich ihn hier, gut 18.500 km entfernt von der Hemat, in einem der vielen Hostels der Stadt!

Später am Abend hole ich meinen Laptop hervor. Alle Artikel sind zwar fertig, doch drei von ihnen müssen noch korrigiert und mit Fotos versehen werden. Ich sitze bis 1.30 Uhr morgens und freue mich, alle Blogbeiträge auf Stand zu haben.

Rundgang

Am Morgen breche ich zu einem Stadtrundgang auf. Zuerst gehe ich zur St. Kevins’s Arcade und durch sie hinunter in den Myers Park. Am Fuß der Treppen befindet sich eine Kopie des Moses von Michelangelo.

Weiter geht es zur Auckland Art Gallery. Auf dem Weg dorthin komme ich über den Platz, an dem die Suffragetten Neuseelands geehrt werden. Sie haben es geschafft, dass Neuseeland das erste Land der Welt war, das das Frauenwahlrecht eingeführt hat.

Danach statte ich der Universität einen Besuch ab. In den historischen Gebäuden ist immer noch ein Hauch englischer Eliteverehrung und eine gewisse Hochschulnoblesse zu spüren.

Schließlich zieht es mich hinunter an den Hafen. Etwas entfernt von den Nobelyachten liegen die kleineren Segelboote.

Dort bleibe ich eine Weile und träume mich auf die großen Gewässer der Erde hinaus. Sehnsüchtig wandern meine Gedanken immer wieder zu dem bevorstehenden Abenteuer der Atlantikquerung.

Am Abend treffe ich Elias und seine zwei Freunde wieder. Im Laufe des Gespräches bekennt einer von ihnen, schon seit Kindheit Depressionen zu haben.

Während sich die anderen beiden bald verabschieden, unterhalten wir uns bis morgens um 4 Uhr. Eine halbe Stunde später schlafe ich ein. Mein Wecker wird mich in einer Stunde aus dem Schlaf reißen.

Campervan

Denn ich will nach Christchurch, dort steht ein Campervan für mich bereit. Mit ihm werde ich Neuseeland bereisen.

Von Südostasien war ich es gewohnt, Dinge sehr kurzfristig zu organisieren. Dass das in Neuseeland nicht so einfach möglich ist, merkte ich, als ich von Deutschland aus das Auto mieten wollte.

Alles ausgebucht, doch bei einer Agentur hatte ich Glück. Sie konnten mir einen Wagen zu einem attraktiven Preis geben, allerdings nur von Christchurch aus.

Als mich der Wecker aus den Träumen reißt, muss ich mich erst zurechtfinden. Schnell räume ich meine Sachen zusammen, gehe duschen und verlasse das Hostel.

Ein Blick auf die Uhr: 6.15 Uhr. In 5 Minuten muss ich am Bus sein! Nun heißt es: rennen. Am Flughafen geht alles reibungslos. Allerdings wiegt Jetstar auch das Handgepäck. Also: mehrere Jacken übereinander ziehen und die Taschen vollstopfen.

Mit Verspätung landen wir in Christchurch, das Shuttle wartet schon. Wir fahren eine halbe Stunde zum Vermieter. Nach einer kurzen Einweisung kann es losgehen.

Nun noch zum Supermarkt und alles verstauen. Eigentlich wollte ich die zum Teil wiederaufgebaute Stadt, die zwei große Erdbeben 2010 und 2011 zerstört hatte, anschauen. Aber es kalt, windet und regnet. Zudem bin ich nach der kurzen Nacht nicht wirklich fit.

Ich steige in den Van, stecke den Schlüssel ins Schloss, zünde.

Drei Wochen, 4000 Kilometer, mit fahrbarer Unterkunft.

Neuseeland!

Eine Antwort zu „Neustart.”.

  1. Lieber Thomas,

    schon wieder „on tour“!

    zu Christchurch muss ich einen Kommentar abgeben😎

    Mein Schwager Ulf war dort mehr als 10 Jahre lang Leiter des German Department an der „University of Canterbury“ er besaß mehrere Häuser, in Christchurch die teilweise vom Erdbeben zerstört wurden! Allerdings lobte Ulf die neuseeländischen Versicherungen!

    Sein Aufenthalt in Neseeland endete damit, dass er als er eines Tages von der Uni nach Hause kam, seine Möbel vor die Haustür gestellt vorfand. Sally seine 10 Jahre jüngere Frau setzte Ulf vor die Tür, weil sich Ulf ihrem Wunsch eigene Kinder zu haben widersetzte…..

    Schließlich „floh“ Ulf nach Yakara um sich mit seiner ehemaligen Studentin Nyonyo zu leiern, die bei Siemens Indonesien als Chefsekretärin arbeitete.

    Heute lebt Nyonyo in Ubut auf Bali. Ich hoffe Du wirst noch Gelegenheit haben sie zu besuchen!

    Mit herzlichem Gruß

    Wolfgang

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