Meeting Old Friends.

Tag 3: Lake Pukaki – Moeraki (Boulder) Beach Dunedin (331km / 4h 45min)

Herrlich ausgeruht mache ich mich auf den Weg an die Küste. Mein heutiges Ziel ist Dunedin. Noch ein Stück fahre ich an der Südseite des Lake Pukaki entlang, dann zweigt der Weg nach Süden ab.

Langsam verlasse ich das Gebirge wieder. Am Fluss Waitaki führt die Straße auf die Westküste zu.

Durch kleine Fischerorte zieht sich die Straße an der Ostküste südwärts.

Bevor ich den Campingplatz anfahre, statte ich den Moeraki-Boulders einen Besuch ab. Sie befinden sich an einem langgezogenen Sandstrand. Es handelt sich um natürlich Steinkugeln von bis zu 2 Metern Durchmesser.

Als ich nach über 4 Stunden Fahrt auf dem Parkplatz Halt mache, beginnt es zu regnen. Als es etwas nachlässt, gehe ich an den Strand hinunter.

Da das Wetter nicht wirklich mitspielt, fahre ich bald wieder ab. Ein paar Kilometer weiter liegt mein Ziel für die nächsten zwei Nächte: Dunedin.

Da es noch nicht spät ist, mache ich mich an den ersten Fahrtbericht des Roadtrips und organisiere die nächsten Tage.

Tag 4: Dunedin – Royal Albatross Center – Dunedin (60 km / 1,5h)

Bester Laune fahre ich auf die Taiaroa Halbinsel, die Dunedin vorgelagert ist. Ich besuche heute meine alten Freunde, die ich zuletzt vor 10 Jahren gesehen habe.

Rückblende

2014 unternahm mein Vater und ich eine Fahrt in die Antarktis. Wir bestiegen ein kleines Kreuzfahrtfahrtschiff in Buenos Aires bei strahlendem Sonnenschein. Je weiter wir in den Süden kamen, desto kälter und windiger wurde es.

Auf der Höhe von Paraguay wuchs der Wind so stark an, dass er mir den Kaffee auf dem offenen Deck des Schiffs aus dem Becher wehte.

Ich stand gerne dort ganz alleine am Bug und sah den Seevögeln bei ihren Kunststücken zu. Und da sah ich sie das erste Mal: Albatrosse.

Diese großenteils weißen Vögel mit einer Flügelspannweite von bis zu 3,5 Metern. Elegant jede Sturmböe nutzend, zeigten sie mir mit Eleganz und Leichtigkeit ihre akrobatischen Kunststücke.

Sie schienen sich umso wohler zu fühlen, je heftiger der Wind blies. Wie viele Stunden habe ich sie dort beobachtet, Temperatur, Zeit, Raum vergessend.

Und heute darf ich sie wiedertreffen, denn am Ende der Taiaroa-Halbinsel nisten sie. Zum Schutz der Vögel wurde hier das Royal Albatross Center errichtet.

Ihr Leben

Früher waren Albatrosse in Neuseeland nicht heimisch. Ihre angestammten Brutgebiete lagen in Chile. Doch im Laufe des letzten Jahrhunderts kamen immer mehr an diese Küsten zum Brüten.

Während die Zahlen in Chile abnehmen, steigen sie hier an der Ostküste. Warum dies geschieht, weiß man nicht genau. Man vermutet, dass es die ehemaligen landwirtschaftlich bearbeiteten Flächen an der Küste sind.

Diese machen es den großen und schweren Vögeln (8 kg!) leicht zu landen. Die Küste Chiles ist viel stärker bewachsen, gute Nistplätze rar.

Albatrosse fangen erst im Alter zwischen 10 und 11 Jahren an zur Aufzucht. Die Paare bleiben lebenslang zusammen. Zum Brüten treffen immer zuerst die Männchen ein. Sie suchen den Nistplatz aus und verteidigen ihn gegen Konkurrenten.

Ist die Partnerin eingetroffen, beginnt das Brutgeschäft. Das Weibchen legt ein 500 g schweres Ei, das von beiden Partnern bebrütet wird.

Ist das Junge geschlüpft, müssen beide Eltern für Nahrung sorgen. Die Aufzucht ist ein Geschäft, das bis zu einem Jahr dauern kann. Bis zur Mauser hat der Jungvogel ein Gewicht von 10 kg erreicht.

Während das Junge seine Flügel immer öfter ausbreitet, lassen es die Elterntiere hungern. Schließlich folgt es den ermutigenden Rufen der beiden und startet in den Wind hinaus.

Bald geht es endgültig auf den Ozean hinaus. Das unerfahrene Junge braucht für den Flug nach Südamerika (Distanz rund 12.500 km) 30 Tage, während seine Eltern bereits nach 10 Tagen dort sind.

Albatrosse leben außerhalb der Brutzeit als Einzelgänger. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Tintenfischen, die sie nahe der Oberfläche fangen müssen. Tiefer als einen Meter können sie aufgrund ihres auftriebsstarken Körpers nicht tauchen.

Bis zur nächsten Brut kommen sie nicht an Land und damit in dieser Zeit nicht an Süßwasser. Sie haben ein spezielles Organ zwischen den Augen, das das Salz aus dem Blut ausscheiden kann. Durch die Röhren neben dem Schnabel fließt als zähe Flüssigkeit heraus.

Wie sie schlafen ist nicht geklärt. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie das auf dem Wasser tun. Weit anerkannter ist jedoch die Ansicht, dass sie, wie unsere Mauersegler auch, beim Fliegen abwechselnd ihre Gehirnhälften „abschalten“ können (den Trick würde ich gerne lernen!).

Wir gehen auf den Felsen hinauf und können aus einem geschützten Unterstand die Vögel beobachten. Wunderbar im Wind gelegen, liegt die Abbruchkante.

Und da sitzen sie, brütend. So ein ungewohntes Bild, ich kenne die Tiere nur in Bewegung. Und schließlich sehe ich noch ein Junges, das auf Futter wartet. Bald wirst auch Du Dich auf die 10 Jahre lange Reise auf den Ozean machen, bis Du wieder hierher zurückkehrst!

Schließlich landet ein Elternteil elegant gegen den Wind am Nest. Wieder einmal möchte ich Walt Disney verfluchen, der mir als Kind ein so falsches Bild von Tieren vermittelt hat: Bambi, eindeutig ein Reh, ist das Kind eines Hirsches und Albatrosse landen, indem sie vorwärts auf den Hals fallen. Was für ein Blödsinn!

Noch lange nach der Tour schaue ich den eleganten Fliegern zu und kehre dann nach Dunedin zurück.

Edinburgh des Südens

So wird Dunedin auch genannt. Und tatsächlich erinnern viele Gebäude hier an die Hauptstadt Schottlands.

Ich möchte noch eine Villa im schottischen Stil von innen besichtigen, bin jedoch ein paar Minuten für die letzte Tour des Tages zu spät. So bleibt mir nur das Fotografieren der Gartenanlagen.

Tag 5: Dunedin –  Ta Anau (301km / 4h 15min)

Am nächsten Tag lasse mir Zeit. Ich muss vor allem Strecke machen. Ich verlasse die Ostküste und fahre Richtung Westen. Es geht durch trockenes Farmland langsam ins Gebirge hinauf.

Ich freue mich schon sehr auf die Westküste. Denn dort warten weitere Abenteuer auf mich. Da ich morgen früh aufstehen muss, um alles bewältigen zu können, bin ich froh, dass ich nicht so spät in Te Anau auf dem Campingplatz ankomme.

Ich stelle meinen Wecker auf 5.00 Uhr und schlafe voller Vorfreude ein.

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