Two New Girlfriends.

Tag 6: Te Anau – Milford Sound – Queenstown (124km + 310km / 8 Std)

Früh geht mein Wecker, ich will zum Milford Sound. Ich habe Fjordrundfahrt gebucht. Die 1½-stündige Fahrt führt immer weiter ins Gebirge hinauf. Der kleine Motor des Campervans heult an jeder Steigung auf. Ich behalte die Motortemperatur ständig im Auge.

Endlich stehe ich an der Ampel des einspurigen Tunnels, der unterhalb des Passes durch den Berg führt. Auf der anderen Seite windet sich die Straße wieder hinab. Hoffentlich überhitzen die Bremsen nicht!

In Milford angekommen, ziehe ich alle Schichten übereinander, die ich dabeihabe. Gerade als ich das Terminal erreiche, beginnt es zu schütten.

„In Neuseeland kannst Du alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben“, so steht es in jedem Reiseführer. „Dann ist heute Herbst“, denke ich.

Auf dem kleinen Schiff suche ich mir einen Platz auf dem Außendeck im Windschatten. Da es die letzten Tage geregnet hat, gibt es neben den großen zahlreiche kleine Wasserfälle. Ich beziehe einen Platz am Bug, um besser fotografieren zu können.

Ganz schön windig hier. Egal, die Aussicht ist einmalig. In manche Wasserfälle fahren wir mit dem Bug fast hinein und die aufspritzende Gischt erfrischt. Mal um mal reibe ich das Objektiv der Kamera trocken.

Ab und an kommt die Sonne heraus und zeigt das satte Grün der Berge. Wild und schön begrenzen sie den Fjord.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer Seehundkolonie vorbei. Im Kampf um die Rangfolge bedrohen sich jungen Männchen.

Völlig durchgefroren erreichen wir den Hafen. Zitternd laufe ich zum Van zurück, starte den Motor und drehe die Heizung voll auf.

Bei der Weiterfahrt friere ich trotzdem, ein Kälteschauer nach dem anderen jagt mir den Rücken runter. Kein Wunder, ich habe zwar viele Lagen für den Oberkörper aber nur die dünne Wanderhose.

Auf gleicher Strecke geht es zurück nach Te Anau. Erst von dort aus kann ich gen Norden fahren. Mein Ziel ist Queenstown, fast dreihundert Kilometer entfernt.

Auf der Fahrt versuche ich, einen Platz auf einem der vielen Campingplätze zu buchen: alles belegt. Ich friere weiterhin, anscheinend Schüttelfrost. In Queenstown kaufe ich zwei Wärmflaschen und eine Wolldecke, denn heute Nacht soll es noch kälter werden. 4 Grad sind vorausgesagt und der Camper ist nicht isoliert.

Ich nehme die gewundene Straße zum nächsten Pass, dort liegt der nächste Freedom-Campingplatz.  Ich werde mit einer schönen Sicht auf den See belohnt.

Schnell Abendessen und die zwei Wärmflaschen füllen. Dann verkrieche ich mich unter den Decken.

Tag 7: Queenstown-Pass – Wanaka (60km / 1 Std 10 min)

Während der Nacht stehe ich zweimal auf, um die Wärmflaschen neu zu füllen. Es muss noch kälter geworden sein.

Als morgens erwache, kann ich meinen Augen nicht trauen: Die Heckscheibe ist mit Schnee bedeckt. Ein Blick aufs Thermometer: 0 Grad. Die Berge sind mit Neuschnee überpudert und die Sonne bringt noch keine Wärme.

Ich mache den Van reisefertig und fahre die Passstraße besonders vorsichtig herunter. Dass das eine gute Idee ist, sehe ich, als ich an einem auf dem Dach liegenden Wagen vorbeikomme.

Es sind nur 60 km bis zu meinem nächsten Ziel: Wanaka. Schon um 10 Uhr bin ich dort, der Campingplatz öffnet erst 15 Uhr. Also parke ich am See und verkrieche mich ins Bett. Die Sonne wärmt den Wagen und ich hole Schlaf nach.

Am Nachmittag fahre ich zum Campingplatz und freue mich schon darauf, heute Nacht den Heizlüfter zur Verfügung zu haben. Der arbeitet nur, wenn ich einen Stromanschluss habe.

Ich dusche und beginne für den Blog schreiben. Gegen Abend schalte ich den Heizlüfter an. Während ich konzentriert vor mich hinarbeite, bemerke ich gar nicht, dass er keine Wärme produziert.

Zwar dreht der Ventilator, doch die Heizspiralen bleiben kalt. Alle Versuche, das zu beheben, bleiben ergebnislos.

Bei 4 Grad krieche ich bald mit meinen beiden neuen Freundinnen ins Bett.

Tag 8: Wanaka – Waiau (290km / 4 Std 30 min)

Ich brauche einen neuen Heizlüfter und fahre dafür in die Stadt. Die erste Laden führt keine. Ein zweite Markt sieht vielversprechender aus. Die freundliche Verkäuferin sucht mit mir in den Regalreihen, es sind keine zu finden.

Sie erklärt mir, dass Heizlüfter Saisonware sind. Und der Herbst in Neuseeland hat gerade erst begonnen. Eine Kollegin kommt dazu. Sie weiß, dass gerade eine Lieferung eingetroffen ist. Die Ware ist noch im Lager.

Während ich einen Kaffee trinken gehe, holt ein Gabelstaplerfahrer die Palette aus dem Hochregal. Nach 30 min bin ich stolzer Besitzer meiner neuen Wärmequelle.

Als ich mich auf den Weg mache, ist der Tag ist schon fortgeschritten. Auf der Weiterfahrt nach Norden überquere ich den Haast Pass und fahre in den Mount Aspiring Nationalpark hinein. Immer wieder stoppe ich an den zahlreichen Aussichtspunkten.

Gegen späten Nachmittag erreiche ich die Stadt in der Nähe des Franz Josef Glacier. Es ist zu spät für eine ausgedehnte Wanderung zum Gletscher. Nach einiger Recherche plane ich etwas Besonderes für den nächsten Morgen.

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